Diesmal wird’s philosophisch. 😉
Es geht ein bisschen um Glauben und um Vertrauen, um die kleinen alltäglichen Wunder, die uns stetig begegnen, wenn wir nur bereit sind, sie zu sehen. Dies ist eines davon …
… diese Momente im Leben, in denen sich plötzlich alles fügt.
Die kleinen, großen Wunder in unserem Alltag, die uns zeigen, dass es tatsächlich eine Kraft geben muss, weit größer als der Verstand, die alles begreift und umfasst und dann verknüpft wie ein Band. Jene Momente, in denen wir einen kleinen Eindruck – und sei er noch so winzig – davon erhalten, wie das Gesamtbild wohl aussehen mag.
Ich kenne das aus meinen Geschichten und natürlich ist mir im Grunde bewusst, dass es schon das kleinste Detail sein kann, das plötzlich einem riesigen Zusammenhang seinen Sinn gibt.
Aber Theorie und Praxis sind ja bekanntlich zwei ungleiche Schuhe. Und so war ich doch – ich gestehe es ein – erneut verblüfft, als mir das vor kurzem so eindrücklich wie schon länger nicht mehr vor Augen geführt wurde.
Im Grunde habe ich mir nichts weiter dabei gedacht, als meine Eltern mich fragten, ob ich mit ihnen zur Premiere des Filmes »Soultribe« gehen wolle. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich nicht einmal so genau, worum es in dem Film geht, nur dass »Seom« etwas damit zu tun hat. Nun, bei ihm war ich auch schon beim Konzert, also … warum nicht?
»Ja, gern«, antwortete ich.
Nun kam es, dass bei der Kartenbestellung ein paar Schwierigkeiten auftraten: Telefonisch war das gerade nicht händelbar und als wir schließlich – einen Tag vorher – vor Ort nachfragten, waren sie bereits ausverkauft. Meine Schwester (die ebenfalls mitkommen wollte) fragte mich daraufhin, ob ich Lust hätte, mit ihr auf Verdacht hinzugehen.
»Lass uns gemeinsam pokern«, schlug sie vor, was mich zum Lachen brachte.
»Pokern«, wiederholte ich belustigt und erklärte ihr daraufhin, dass ich die erste Runde Poker meines Lebens – bei der ich im Übrigen mit einer Freundin zu zweit spielte – gewonnen hatte. Das wertete ich kurzerhand als gutes Zeichen und sagte zu.
Meine Schwester schaffte es, sich im Vorhinein immerhin schon eine Karte zu sichern – eine Bekannte hatte sie übrig. Das schien die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide hineinkommen würden, immerhin zu erhöhen – das zweite gute Zeichen, fand ich.
Mit einem dennoch sachte nervösen Kribbeln im Bauch begaben wir uns also am Tag der Premiere zum Kino.
Das Verblüffende an der Sache war: Obwohl ich eigentlich ein Mensch bin, der einen gewissen Hang hat, die Dinge vor dem Handeln zu zerdenken, hatte ich in diesem Fall keinen Plan B. Nichts, was ich vielleicht stattdessen tun könnte, keine Überlegungen, ob ich im Fall des Falles einfach wieder nach Hause fahren würde. Diese Möglichkeit schien in meinem Kopf schlicht und einfach unwichtig.
Wir hatten gesagt bekommen, dass die im Vorhinein gebuchten Karten eine halbe Stunde vor Filmbeginn verfielen, sollten sie bis dahin nicht abgeholt worden sein. Und so standen wir also gespannt herum und zählten die Minuten, bis wir schließlich, Punkt achtzehn Uhr, vor dem Schalter standen.
Die Frau dahinter wirkte ein wenig verblüfft über unser Anliegen, bat uns dann jedoch, noch zehn Minuten zu waren. Im Moment, so teilte sie uns mit, seien tatsächlich noch zwei Karten übrig.
Und so standen wir also erneut herum und warteten. Lange. Irgendwann – wir hatten das Gefühl, schon Stunden neben der Theke zu verweilen –, da fragte mich meine Schwester, wie spät es denn sei. Ich warf ein einen Blick auf mein Handy … und war maßlos verblüfft. Denn, wenn man dem Konstrukt eines linearen Zeitablaufes Glauben schenken wollte, waren gerade erst drei Minuten vergangen.
Wir geduldeten uns also etwas länger.
Natürlich aber gehen auch die spannendsten zehn Minuten des Lebens irgendwann einmal vorbei und so war es schließlich geschafft: Die Uhr zeigte achtzehn Uhr neun. Erneut auf den Punkt genau, standen wir zehn Minuten nach sechs also an der Kasse … und bekamen zu unserer großen Freude mitgeteilt, dass tatsächlich noch zwei Plätze frei seien: einer im mittleren Bereich sowie einer im hinteren.
Auf die Frage hin, welchen ich denn gern hätte, erkundigte ich mich bei meiner Schwester, ob sie bereits wisse, wo sich ihr Platz befindet. Sie verneinte. Tja, und dann kam der kritische Punkt: ich und Entscheidungen. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, welcher Platz passender wäre. Im allerersten Moment erschien mir der vordere ein wenig sympathischer … aber vielleicht täuschte ich mich ja? Wer wusste schon, was …
Ich begegnete dem abwartenden Blick der Frau hinterm Tresen und murmelte: „Den vorderen.“
Das hörte sie nicht, dafür aber meine Schwester, die es laut wiederholte und damit die Entscheidung besiegelte. Im Nachhinein erzählte sie mir noch, dass sie sich darüber gewundert hatte – sie nämlich hätte den hinteren Platz genommen. Aber nun gut, so kam ich also als stolzer Besitzer einer Karte für einen Sitz in der seitlichen Mitte wieder hinaus. Wir warteten – nun merklich entspannter – auf den Einlass.
Schließlich war es soweit, die Türen wurden geöffnet und alle eingelassen. Wir begaben uns auf die Suche nach unseren Plätzen und verabredeten und sicherheitshalber für einen Treffpunkt nach Ende des Filmes. Neugierig erkundigte ich mich, wo denn nun meine Schwester sitzen würde.
»Wir haben in Reihe neun die Plätze dreizehn bis fünfzehn«, teilte man mir daraufhin mit.
Mein Mund öffnete sich und mein Blick schweifte hinab zu der Karte in meiner Hand. Als ich die Ziffern darauf las, wurden meine Augen noch einen Deut größer. Denn dort stand schwarz auf weiß:
Reihe 9, Platz 12.
Nun könnte man – wüsste man die Gesamtzahl der Sitze dieses Raumes – natürlich ganz konkret ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass zwei unbekannte Plätze genau nebeneinander liegen. Auf welches Ergebnis auch immer man dabei kommen mag: Sonderlich groß ist es sicherlich nicht.
Aber, ganz ehrlich? Wir können noch so sehr auf Wissenschaftlichkeit und Logik getrimmt sein, können noch so konsequent die Sachlichkeit in unseren Entscheidungen predigen und alles Unerklärliche als »Zufälle« abstempeln. Am Ende müssen wir doch einsehen, dass wir damit unserem Verstand ein umfassenderes Wissen vorgaukeln, als er haben kann.
Ich saß im Kino und verfolgte den Film, nahm die Botschaft tief in mich auf. »Mach weiter!«, sagte er. »Hab Geduld! Glaub an das, was dir wichtig ist, bewahre Dir diesen Glauben und Deine Freude!«
Ich glaube nicht an Zufälle. Schon lange nicht mehr. Und ob wir nun bereit sind, an eine universelle Kraft zu glauben oder nicht, ob wir einer Religion angehören oder sie alle verdammen, eines muss sich doch ein jeder eingestehen, wenn solche auf fantastische Weise sonderbaren Begebenheiten uns einholen: Irgendein organisierendes Prinzip … gibt es eben doch. 😉
Wer mag, sei herzlich eingeladen, eine kleine Beurteilung zu schreiben. 🙂